Enjoy Jazz: Koch - Schütz - Studer
Ein großartiges Glanzlicht war das Konzert der drei Schweizer Herren.
Wechselspannung
Ja, ja - keine Macht den Drogen. Und trotzdem, wenn der Herr Schütz mit der Fluppe in der einen und einem Gläschen Rotwein in der anderen Hand die Bühne betritt, dann ist man doch irgendwie beruhigt. Genießer tendieren dazu keine schlechte Musik zu machen. (Der political correctness wegen: Natürlich konnte man auch schon wunderbare Konzerte mineralwasserbewaffneter Jünglinge hören...).
Leider habe ich schon vor Jahren die Schweizer etwas aus den Augen verloren. Damals spielten noch Koch, Schütz, Käppeli zusammen und Fredy Studer zum Beispiel mit Markus Stockhausen auf dem Klassiker "Continuum" (wie, nicht in der Plattensammlung? Eine der wirklich guten Platten des Weichspüler-Labels ECM)
Nun gut, mea culpa, einen interessanten Seitenzweig des Jazz verpasst - musizieren die drei doch schon runde 15 Jahre zusammen. Aber selbst meine schon jahrealte Hörerfahrung machte den Auftritt des Trios im Programm von Enjoy Jazz 2005 zum "gesetzten" Konzert, auf keinen Fall zu verpassen. Ein Häuflein aufrechter Jazzfans hatte ebenfalls den Weg nach Ludwigshafen gefunden. Man gewinnt langsam den Eindruck, daß einige der besten Konzerte bewußt dorthin vergeben werden: als kulturelle Entwicklungshilfe sozusagen. Für dieses Trio lohnte sich allerdings der Weg in die Diaspora des Rhein-Neckar-Raumes.
Fredy Studer sitzt an einem relativ konventionellen Schlagzeug, Martin Schütz traktiert ein elektrifiziertes Cello und Hans Koch bläst sich durch: vom Altsaxophon bis zur Bassklarinette. Gern und gekonnt genutztes Zusatzinstrument ist bei den beiden letztgenannten ein Notebook. Es gibt nicht allzu viele Gruppen die dermaßen routiniert den Computer in die Musik integrieren - Elektronik als organisches Element, das schaffen wenige. Bei K-S-S funktioniert das auch, weil Musik der Gruppe insgesamt wesentlich auf Geräuschen, Verfremdung (E-Cello) und Collage beruht.
Martin Schütz hat seinen Spaß daran, brachiale Akkorde, die auch in Rockkonzerten der heftigeren Art gut ankämen in die Ohren der Zuhörer zu dreschen. Die beiden anderen steigen furios mit ein - ja, auch der überaus präzise und bei Bedarf extrem feinstmotorische Fredy Studer kann wie ein irrer Rocker auf die Felle prügeln | und schlagartig wechselt die Musik. Ruhige Töne. Kleine, feine Geräusche nur, Gezirpe und Geschnatter die Hans Koch aus seinen Saxophonen lockt. Und gelegentlich - zur Entspannung - melodische Linien.
Das ganze Konzert ist ein ununterbroches Set. Musikwechsel zwischen Spannung und Entspannung. Ruhezustände unvermittelt neben wilden Ausbrüchen. Einerseits wirkt das extrem routiniert (Schütz erzählte nach dem Konzert, es sei das 43. Konzert innerhalb von 6 Wochen gewesen) und andererseits kommt keine Sekunde Langeweile auf - im Gegenteil, das Hirn lechzt nach den nächsten Ecken und Kanten dieses musikalischen Irrgartens.
Nach knapp mehr als einer Stunde war es leider vorbei. Aber wie sagte Egbert Rühl (einer der Veranstalter von Enjoy Jazz) in einem Jazzpages-Interview zu Enjoy Jazz so schön: "Es ist besser die Leute gehen nach einer Stunde und sind zu Recht traurig darüber, dass es nicht noch eine Viertelstunde länger gedauert hat als sie gehen nach drei Stunden und sagen: „endlich vorbei!“"
Ergänzung ....die Galerie Koch - Schütz - Studer ist online.
Auch nett: Seit 24 Uhr lief im Deutschlandfunk die neue CD von Thomas Siffling mit Public Sound Office. Dieser feine Trompeter kann in Kürze bei Enjoy Jazz gleich zweimal gehört werden. Sehr empfohlen!
Kommentare bitte hier:
Wechselspannung
Ja, ja - keine Macht den Drogen. Und trotzdem, wenn der Herr Schütz mit der Fluppe in der einen und einem Gläschen Rotwein in der anderen Hand die Bühne betritt, dann ist man doch irgendwie beruhigt. Genießer tendieren dazu keine schlechte Musik zu machen. (Der political correctness wegen: Natürlich konnte man auch schon wunderbare Konzerte mineralwasserbewaffneter Jünglinge hören...).
Leider habe ich schon vor Jahren die Schweizer etwas aus den Augen verloren. Damals spielten noch Koch, Schütz, Käppeli zusammen und Fredy Studer zum Beispiel mit Markus Stockhausen auf dem Klassiker "Continuum" (wie, nicht in der Plattensammlung? Eine der wirklich guten Platten des Weichspüler-Labels ECM)
Nun gut, mea culpa, einen interessanten Seitenzweig des Jazz verpasst - musizieren die drei doch schon runde 15 Jahre zusammen. Aber selbst meine schon jahrealte Hörerfahrung machte den Auftritt des Trios im Programm von Enjoy Jazz 2005 zum "gesetzten" Konzert, auf keinen Fall zu verpassen. Ein Häuflein aufrechter Jazzfans hatte ebenfalls den Weg nach Ludwigshafen gefunden. Man gewinnt langsam den Eindruck, daß einige der besten Konzerte bewußt dorthin vergeben werden: als kulturelle Entwicklungshilfe sozusagen. Für dieses Trio lohnte sich allerdings der Weg in die Diaspora des Rhein-Neckar-Raumes.
Fredy Studer sitzt an einem relativ konventionellen Schlagzeug, Martin Schütz traktiert ein elektrifiziertes Cello und Hans Koch bläst sich durch: vom Altsaxophon bis zur Bassklarinette. Gern und gekonnt genutztes Zusatzinstrument ist bei den beiden letztgenannten ein Notebook. Es gibt nicht allzu viele Gruppen die dermaßen routiniert den Computer in die Musik integrieren - Elektronik als organisches Element, das schaffen wenige. Bei K-S-S funktioniert das auch, weil Musik der Gruppe insgesamt wesentlich auf Geräuschen, Verfremdung (E-Cello) und Collage beruht.
Martin Schütz hat seinen Spaß daran, brachiale Akkorde, die auch in Rockkonzerten der heftigeren Art gut ankämen in die Ohren der Zuhörer zu dreschen. Die beiden anderen steigen furios mit ein - ja, auch der überaus präzise und bei Bedarf extrem feinstmotorische Fredy Studer kann wie ein irrer Rocker auf die Felle prügeln | und schlagartig wechselt die Musik. Ruhige Töne. Kleine, feine Geräusche nur, Gezirpe und Geschnatter die Hans Koch aus seinen Saxophonen lockt. Und gelegentlich - zur Entspannung - melodische Linien.
Das ganze Konzert ist ein ununterbroches Set. Musikwechsel zwischen Spannung und Entspannung. Ruhezustände unvermittelt neben wilden Ausbrüchen. Einerseits wirkt das extrem routiniert (Schütz erzählte nach dem Konzert, es sei das 43. Konzert innerhalb von 6 Wochen gewesen) und andererseits kommt keine Sekunde Langeweile auf - im Gegenteil, das Hirn lechzt nach den nächsten Ecken und Kanten dieses musikalischen Irrgartens.
Nach knapp mehr als einer Stunde war es leider vorbei. Aber wie sagte Egbert Rühl (einer der Veranstalter von Enjoy Jazz) in einem Jazzpages-Interview zu Enjoy Jazz so schön: "Es ist besser die Leute gehen nach einer Stunde und sind zu Recht traurig darüber, dass es nicht noch eine Viertelstunde länger gedauert hat als sie gehen nach drei Stunden und sagen: „endlich vorbei!“"
Ergänzung ....die Galerie Koch - Schütz - Studer ist online.
Auch nett: Seit 24 Uhr lief im Deutschlandfunk die neue CD von Thomas Siffling mit Public Sound Office. Dieser feine Trompeter kann in Kürze bei Enjoy Jazz gleich zweimal gehört werden. Sehr empfohlen!
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