Schindelbecks Jazz Blog

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Donnerstag, Oktober 12, 2006

Enjoy Jazz - Zakir Hussain / Kala Ramnath 11.10.06





Der Tabla-Virtuose war - wegen der Erkrankung seines eigentlich vorgesehenen Duo-Partners Sultan Khan - mit der Violinistin Kala Ramnath im Karlstorbahnhof zu Heidelberg zu hören.

Hussain ist ein absoluter Könner auf diesem wunderbaren Instrument - das viel mehr als ein gewöhnliches Percussion-Gerät darstellt - und so war trotz der zunächst ziemlich fremdartig wirkenden Art des indischen Geigenspiels dieses Konzert ein besonderes Highlight im bisherigen Enjoy Jazz Programm 2006.


An diesem Abend hatte sich ein Großteil der "indischen Gemeinde" der Region versammelt und der Veranstaltungsraum war mehr als gut gefüllt. Damit bewährt sich ein gewisses Konzept, pilgerten doch schon vor einigen Tagen beim Konzert von Ekkehard Jost und seiner Formation unter dem Motto "Cantos de Libertad" viele Spanier in die Alte Feuerwache nach Mannheim.

Diese "außerdeutschen" regionalen musikalischen Schwerpunkte kommen bei den entsprechenen Landsleuten offensichtlich sehr gut an. Wie auch die untenstehende Tänzerin, deren traditioneller Tanz vor dem eigentlichen Konzert frenetisch beklatscht wurde.




Zum Konzert...




Die Violinistin Ramanth spielte auf dem Boden sitzend, das Instrument locker auf der Schulter liegend und nach unten gerichtet. Typisch waren langgezogene Melodiebögen und häufige Glissandi - also Töne, die über einen größeren Intervall gezogen werden. Eine sehr ruhige und flächige Musik, Solo, aber vor allem auch als Untermalung für die Tabla-Ausflüge von Herrn Hussain.




Hussain ist nicht nur Tabla-Virtuose, sondern auch ein lustiger Vogel. Einen kecken Spruch immer auf den Lippen, so beispielsweise, wenn er auf seine Kollegin gemünzt kommentiert, daß er den billigsten Ersatz für Khan gesucht und gefunden habe...um natürlich sofort im nächsten Satz dementiert mit höchstem Lob für die Bühnenpartnerin - eine passende Mimik und schelmisch auf dem Instrument, wenn er im Verlauf des Konzerts mal ein paar Pferde akustisch durch den Karlstorbahnhof treibt.




Zur Tabla gibt es einen gescheiten Text bei Wikipedia, aus dem folgende Kurzerklärung stammt:

Sie wird mit einer speziellen Fingerschlagtechnik gespielt und bietet eine große Klangvielfalt. Genaugenommen besteht die Tabla aus zwei Trommeln: einer bauchigen aus Metall oder Ton (Bayan (die "Linke") oder auch Duggi genannt) und einer mehr zylindrischen aus Holz (die eigentliche Tabla, auch Dayan (die "Rechte" genannt). Das augenfälligste sind die schwarzen Punkte auf den kompliziert aufgebauten Fellen (Puri). Diese werden aus einer geheimen Mixtur mit Eisenstaub, Reis und anderen Zutaten hergestellt und sind hauptverantwortlich für den unnachahmlichen Klangreichtum der Trommeln. Zum Spielen werden die Trommeln in Ringe gestellt, damit sie den nötigen Halt haben und der Korpus unbeeinträchtigt schwingen kann.



Auf der bauchigen Bayan erklingen die charakteristischen melodiösen Bassklänge, während die kleinere Trommel mit einem Hämmerchen auf einen bestimmten Grundton gestimmt wird. Wegen des komplexen Aufbaus der Felle und der vielen Anschlagsmöglichkeiten kann eine Vielzahl verschiedener Klänge erzeugt werden.


Wäre es eine Orgel könnte man von "alle Register ziehen" sprechen, präziser für die Tabla passt, daß Zakir Hussain schlicht perfekte Tabla-Kunst zelebriert und jede Nuance des "unnachahmlichen Klangreichtums" ausschöpft - verbunden mit der Fantasie und der Technik die dieses Instrument in besonderem Maße fordert.




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