Schindelbecks Jazz Blog

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Sonntag, November 06, 2005

CD: Hofmann / Wangenheim / Schönborn: Inside

Im Forschungsreaktor fr2 in Karlsruhe nahmen die drei Musiker Tobias Hofmann (tp,flgh,e-gitarre,e-piano), Ulrich Wangenheim (fl, sxs) und Olaf Schönborn (ss,as) die CD "Inside" auf. Unterstützt bei einigen Stücken von einem Streichquartet (Andrea Göpfert, viol / Steffen Hamm, viol / Michael Fenton, viola / Wolfgang Kursawe, cello) und Jan Ingenhaag als Percussionisten.

Natürlich erinnert das jeden, der die Platte kennt, an das - vom Aufnahmeort her gesehen natürlich politisch korrektere - Werk "Vor der Flut". Damals hatten einige Jazzgrößen in einem Wasserspeicher mit einer sensationellen Akustik schon mit Sound und Raum gespielt.

Die akustischen Bedingungen sind im Reaktor ähnlich, wenn auch nicht ganz so spektakulär. Immerhin 13 Sekunden hallt der Klang in dem hohen runden Raum nach. Kein Wunder, daß Tobi Hofmann sich darum bemühte dort Musik einzuspielen. Die Musiker hatten nur wenige notierte Phrasen in die graue Halle getragen - eingespielt wurde die Improvisation im Raum.

Ein herausfordernder Raumklang, verleitend zum Spiel mit weit gespannten Bögen in nuancierten Klangfarben. Die Musik ist nicht allein vom Umgang mit den außergewöhnlichen akustischen Bedingungen geprägt sondern reagiert auch auf die Funktion des Gebäudes. Ein Titel wie "Dunkelunten" der mit Wasser, "waterphone" und "Reaktorplatten" als Percussion eingespielt wird, drückt das reine Gefühl des Unbehagens gegenüber Kernenergie subtiler aus als Worte das könnten und im nachfolgenden "Böser Traum" wird die Katastrophe eines "was wäre wenn" schon einmal akustisch vorweggenommen.

So eindeutig werde die "dunklen Seiten" des Reaktors aber selten musikalisch greifbar. Typischer sind die leicht melancholischen, mit Respekt vor dem Raum entworfenen Klanggemälde. Oft nur auf einfachen patterns basierend, mit einem Ostinato Thema unterlegt, reflektieren sie auf überzeugende Weise den umgebenden Raum und sind gleichermaßen seine authentische Beschreibung.

Eine schöne Platte. Auch wegen der gelungenen Schwarz-Weiß-Fotografie und dem Layout der CD von Jan Ingenhaag. Das sähe man gern größer - wieder einmal ein Grund dem LP-Format nachzutrauern.

Die Platte ist bei Rodenstein Records erschienen


[Am Rande: Mir persönlich gefällt besonders gut "Movement 2", eingespielt vom Streichquartett mit Olaf Schönborn am Saxophon. Vielleicht, weil es mich von der Grundstimmung her an die Schlußszene eines meiner Lieblingsfilme "12 Monkeys" erinnert]


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