Schindelbecks Jazz Blog

Jazz - Fotografie - Anderes: In diesem Blog werden An- und Einsichten zu Jazz, Fotografie und anderen weltbewegendenen Themen verbreitet.

Mein Foto
Name:
Standort: Neckarsteinach / Heidelberg, Germany

Samstag, Januar 28, 2006

Alexandra Lehmler im Laboratorio 17 in Mannheim



Alexandra Lehmlers Quartett hat sich zum
Quintett erweitert - ein Percussionist
erweitert das rhythmische Spektrum der
Gruppe.

Die junge Dame ist mir nicht ganz unbekannt,
hatte ich sie doch schon als Gast im
Studio von Jazzology
und live bei der Session der IG-Jazz Mannheim
in der Alten Feuerwache Mannheim erlebt.

Genug Eindrücke jedenfalls, um den weiten Weg
in einen - zumindest im dunklen so wirkenden
- sympathischen Stadtteil Mannheims zu fahren.
Der Aufwand nach einem unerfreulich
langen Arbeitstag hat sich gelohnt.

Eine junge Band steht auf der Bühne.

Alexandra Lehmler, Kopf und Reedplayerin der
Gruppe hat gerade im vergangenen Jahr ihr
Abschlusskonzert an der Musikhochschule
hinter sich gebracht und rein optisch dürften
ihre Mitmusiker alle Mitte 20 sein.

Alexandra Lehmler wirkt nur einen Moment
zu Beginn des Konzerts einen Hauch nervös,
kurz darauf hat sie die Bühne im Griff.





Das gilt nicht nur für ihre Rolle als
Frontfrau der Band, sondern auch für ihre
Präsenz auf der Bühne. Im Gegensatz zu vielen
anderen Musikern, denen es in den "Spielpausen"
offensichtlich unangenehm ist im Rampenlicht
zu stehen, fühlt sich Frau Lehmler dort
augenscheinlich recht wohl.

Launige Ansagen, ein offenes Zugehen aufs
Publikum und reine Spiellaune - der Spaß
an der Musik auf und damit auch vor der Bühne:
Das Rezept für einen netten Abend ;-)




Das musikalische Programm des Alexandra
Lehmler Quartetts besteht vor allem aus
Eigenkompositionen der Saxofonistin
und vom Pianisten der Gruppe, Daniel Prandl.
Daniel Prandl ist ein exzellenter und
gewitzter Pianist, der ideensprudelnd
improvisiert. Gelegentlich
schimmert für meinen Geschmack ein wenig
zuviel "Klassik" in seinem Spiel und in seinen
Kompositionen durch. Aber wie gesagt:
Geschmackssache.





Alexandra Lehmler spielt lupenreinen
Modern Jazz mit individueller Note - als
Instrumentalistin John Coltrane näherstehend
als Barbara Thompson. Ihre Kompositionen, teils
mit netten Titeln wie "Herrensauna" versehen,
sind eingängig und taugen bestens als Grundlage
für raumgreifende Solo-Exkursionen.
Lässig schlängelt sich die junge Dame durch
Skalen und Akkorde. Das ist erfreulich souverän und
wenn man bedenkt, wie jung Alexandra Lehmler ist,
dann sind die Aussichten fürs Jazzerleben in
nächster Zeit recht erfreulich. Sofern sie
dabei bleibt....




Regina Litvinova in der Klappsmühl in Mannheim




Variabel, nicht nur, was die Besetzung anging,
zeigte sich Regina Litvinova. Ihre Grundformation
ist das Trio mit Markus Schieferdecker am Bass und
dem Schlagzeuger Christian Scheuber.

An diesem Abend in der Klappsmühl in Mannheim zum
IG-Jazz Konzert spielte sie allerdings bis hin zur
Sextett-Besetzung. Mit dabei waren der Trompeter
Alexander Sipiagin (tp), Rainer Witzel (sax)
und ein Herr am Vibrafon.



Der war eine positive Überraschung, denn der
unidentifizierte Vibrafonist vom Cordclub (s.u.)
stand schon wieder auf der Bühne und dank der Website der IG-Jazz
Mannheim
- ich sollte sie kennen ;-) - ist
der Herr mittlerweile auch namentlich bekannt:
Claus Kieselbach.



Mein guter Eindruck hat sich
in diesem Konzert bestätigt: präzise,
swingend, virtuos und wunderbar ideenreich
improvisierend spielt Kieselbach auch in
dieser Formation - diesen Herrn werde ich
im Argusauge (Ohr?) behalten...

Das soll nicht heißen, daß die sonstigen
Musiker weniger erwähnenswert wären.

Schon aufgrund seines extrovertierten
Hoch-Druck-Trompetenstils ist Alexander
Sipiagin, sobald er sein Instrument an
die Lippen presst, der dominante Mann auf
der Bühne. In der Tradition der
großen Hardbop-Trompeter reiht er
Chorus an Chorus.

Daß es es auch durchaus sanfter angehen
lassen kann zeigt er mit dem Griff zum
Kornett in der Ballade für Beslan.




Regina Litvinova, der weibliche Kopf hinter
der Gruppej, verbindet mit Sipiagin die
"russische Seele". Die schimmert aber
nur in einigen Stücken des Abends hervor.

Ansonsten sind ihre Kompositionen auf der
Höhe des zeitgenössischen Jazz.

Regina Litvinova ist technisch brilliant und
wird zurecht gerühnmt, eine Meisterin subtiler
Verzögerungen und raffinierter Beschleunigungen
zu sein. Das reichlich in die Mannheimer Klappsmühl
gepilgerte Publikum (darunter eine ansehnliche
russisch-stämmige Fraktion) war's jedenfalls
zufrieden und entließ die Musiker erst nach
zwei Zugaben.